Ritterburg aus Holz
Vor ein paar Jahren hatte ich die Idee, eine Ritterburg für die Kinder zu Weihnachten zu basteln. Da nur begrenzte Mittel bezüglich Werkzeug/Maschinen zur Verfügung standen habe ich mich dafür entschieden, eine Burg zu bauen, die für Playmobil® Spielfiguren passend ist. Das spart den Aufwand, Ritter, Pferde, Kanonen, etc. bauen zu müssen. So war der Fokus auf der Burg. In meiner Werkstatt stehen folgende Werkzeuge zur Verfügung:
- Eine kleine Bandsäge
- Eine Ständerbormaschine
- Eine Tellerschleifmaschine Ø30cm
- Eine Baukreissäge
- Ein Akkuschrauber
- Kleinwerkzeug (Feilen, Raspeln, Schraubenzieher, Hammer, etc.)
Für das Layout der Burg habe ich mir verschiedene "Originale" im Internet und natürlich auch echte Burgen angeschaut. Schnell war klar: Umso mehr Türme eine Burg hat, desto interessanter wirkt sie. Also sollten es 8 Türme werden. Davon sollen ein paar Türme Spitzdächer bekommen und einige Türme sollen eine Plattform mit Schießscharten bekommen, um die Burg verteidigen zu können. Eine Zugbrücke ist Pflicht, aber auch ein Fallgitter hat seinen Reiz. Um Beides unterbringen zu können, sind aber zwei separate Eingänge erforderlich. Somit habe ich ein Layout gewählt, das einen Vorhof und einen Innenhof beinhaltet. Damit das Ganze etwas interessanter aussieht, habe ich den Innenhof etwas höher gelegt als den Vorhof. So kann eventuell später auch noch ein Geheimgang integriert werden. Die Zugbrücke muss natürlich über einen Burggraben führen. |
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Da ich auch eine Tochter habe, sollte das Hauptgebäude der Burg als Puppenstube dienen können. Drei Stockwerke (mit Dachgeschoss) sollten ausreichen. Diese ganzen Komponenten brauchen einiges an Platz. Ich hatte noch einen alten ovalen Gartentisch aus Holz übrig. Die Tischplatte wurde zur Grundplatte. Sie ist etwa 1,50m lang und 1m breit. Das musste ausreichen. Um flexibel zu bleiben und eventuelle Fehler korrigieren zu können wollte ich möglichst wenig verleimen. Wenn Schrauben zum Einsatz kommen, habe ich immer die Möglichkeit, Änderungen vorzunehmen. Verleimt sind nur die Türme in sich und die Mauerstützen. An diesen beiden Stellen war Verschrauben nicht sinnvoll. Somit lässt sich die Burg jeder Zeit fast komplett zerlegen. Wenn nun ein Teil kaputt geht, kann es einigermaßen einfach ausgetauscht werden. |
Die erste Aktion waren die Türme. Da ich keine Drehbank besitze habe ich die Türme aus Segmenten gebaut. Acht Segmente pro Turm. Die Holzstreifen wurden mit einem Winkel von 45° zugesägt. Um die Segmente gleichmäßig verleimen zu können, habe ich zwei Schablonen hergestellt, welche die Segmente in Form hielten, bis der Leim getrocknet war. Da die beiden Türme am vorderen Eingang der Burg einen kleineren Durchmesser haben, mussten hier separate Schablonen hergestellt werden. Abschließend habe ich die fünf Plattform-Aufsätze und die drei Spitzdächer Beides jeweils wieder mit 8 Kannten gebaut. Das Große Spitzdach war etwas schwierig herzustellen, da die maximale Sägetiefe der Baukreissäge nicht ausgereicht hat, um eine Kannte mit einem Schnitt zu sägen. Das Werkstück musste dazu umgedreht und ein zweites Mal gesägt werden. Schlussendlich hat das aber geklappt. | ![]() |
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Als die Türme fertig waren habe ich diese auf der Grundplatte positioniert. Nach den jeweiligen Positionen konnten dann die Außenmauern aufgezeichnet und hergestellt werden. Außerdem lag nun auch der Bereich des Innenhofes fest. Die Sperrholzplatte wurde angezeichnet und passgenau ausgesägt. Und so wuchs die Burg nach und nach. |
Um das Burginnere vor Feinden zu schützen, die an den Durchbrüchen für den Burggraben eindringen könnten, mussten an diesen Stellen noch Gitter angebracht - und das Fallgitter für das äußere Portal hergestellt werden. Hierzu habe ich ein flaches Mahgoni-Holz Brett verwendet, weil das verrostetem Eisen am ähnlichsten sieht. Das Brettchen hatte die gleiche Stärke, wie die Schnittbreite der Kreissäge. So habe ich im Abstand von ca. 1cm Nuten eingesägt. Anschließend sägte ich das Brettchen rechtwinklig zu diesen Nuten und wieder in der breite des Kreissägeblattes Streifen ab. Diese wurden dann als Gitter miteinander verleimt. Später habe ich aus diesem Gitter die Form ausgesägt, die ich für die Ritterburg gebraucht habe. | ![]() |
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Anfangs war geplant, die Holzteile grau zu lackieren. Hier protestierte aber meine Frau, das Holz würde unlackiert sehr viel schöner aussehen. O.K. wenn eine Burg aus Kalkstein gebaut ist, hat sie in etwa die Farbe des Kiefernholzes. Also habe ich die "Steine" mit Bleistift aufgemalt und dann das Holz anschließend mit Klarlack lackiert. Das Ergebnis war besser, als erwartet. Für die Bodenflächen (Wiese und Kies Schotter) habe ich vom Eisenbahn Modellbau entsprechende Matten mit Holzleim auf die Grundplatte geleimt. Auch das ist robuster als anfangs gedacht und sieht prima aus. Den Burggraben habe ich mit Wasserfarben gemalt und anschließend mit Klarlack überstrichen. Die roten Turmspitzen habe ich gebeizt, so blieb die Holzmaserung sichtbar. |
Piratenschiff aus Holz
Als Weihnachtsgeschenk kam die Ritterburg gut an. Nachdem die Ritterburg ein voller Erfolg war, dachte ich mir, wäre ein Piratenschiff eine feine Sache. Auch hier sollte die Größe zu Playmobil® passen. Das Problem war nur - wie baue ich den Rumpf. Von Schiffbau habe ich keine Ahnung. Eine weitere Überlegung war, wenn ich den Rumpf fertig habe, wie immer ich das auch bewerkstelligen würde, kann man ja nur auf dem Deck spielen. Der gesamte Raum im Schiff ist somit verloren. Da wuchs der Gedanke, nicht ein Schiff zu bauen sondern zwei halbe Schiffe. Diese beiden Hälften sollen später einigermaßen einfach zu einem Schiff zusammensetzbar sein oder getrennt zum Spielen verwendet werden können, damit jedes Kind ein Schiff hat und diese dann auch "gegeneinander kämpfen" können. Außerdem, da das Schiff ja nicht für den Wassereinsatz konzipiert ist, solle es aufzustellen sein, ohne dass es umkippt.
Auch hier habe ich, so weit möglich, vom Holzleim abgesehen, damit Reparaturen und eventuell spätere Änderungen besser durchführbar sind. Diese Taktik hat sich später als äußerst gut erwiesen.
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Den Rumpf habe ich schlussendlich aus einzelnen Segmenten gebaut, die ich schichtweise ausgesägt und aufgeschraubt habe. So konnten die Öffnungen für die Kanonen direkt mit eingefügt werden. Korrekturen an der Rumpfform waren so problemlos möglich. Auf diese Weise wurden beide Rumpfhälften parallel aufgebaut: |
Der Rumpf war eindeutig die größte Hürde. Nachdem dieser gebaut war ging der Schiffsaufbau, die Masten usw. einigermaßen zügig voran. Für die Reling habe ich Bohrschablonen gebaut, damit die Lochabstände identisch an Geländer und Schiff sind. Bei den Masten war zuerst die Überlegung, ob ich diese als Rundholz kaufe und mit der Bandsäge halbiere. Im Baumarkt habe ich dann festgestellt, dass es Halbrundhölzer zu kaufen gibt. Auf diese Weise konnte dieses Problem schnell gelöst werden.
Eine größere Aktion waren die Wanten. Meine erste Idee war, diese aus Kunststoffschnüren mit dem Lötkolben zusammen zu schweißen. Das erste Ergebnis war aber erst mal ungenügend. Je mehr Stufen eingeschweißt wurden, desto schiefer wurde die Strickleiter. Glücklicherweise kam mein Vater dazu und hatte die Idee, die Hauptschnüre mit Reißnadeln auf eine Platte zu pinnen um dann die Stufen einzuschweißen. Diese Idee war genial und funktionierte einwandfrei:
Für jede Schiffshälfte waren vier Wanten zwischen zwei und vier Reihen erforderlich. Die Herstellung hatte einige Zeit in Anspruch genommen.
Da die Segel selten Wind sehen würden, musste hier eine Lösung her, die den Stoffteilen eine ordentliche Formfestigkeit gibt. Die Idee war, den Stoff eines alten Karate-Anzugs zu nehmen. Dieser ist aus Baumwolle und ziemlich fest. Damit die aufgeblähte Form dauerhaft bestehen bleibt habe ich in die Ränder Klingeldraht eingenäht. Jetzt staple ich etwas hoch, denn die Segel habe ich nicht selbst genäht, weil ich dazu nicht die passende Nähmaschine und auch nicht die handwerklichen Fähigkeiten habe, wurden die Segel von einer Schneiderin aus dem näheren Freundeskreis beauftragt. Auch das war eine super gute Entscheidung, denn die Segel sind sehr gut geworden. | ![]() |
Auch für das Piratenschiff brauchte ich Gitter, die auf die gleiche Weise hergestellt wurden, wie bei der Ritterburg. Das Playmobil® Zubehör habe ich mir bei eBay ersteigert. Ich brauchte mindestens 10 Kanonen, weil jede Schiffshälfte fünf Luken hat. Auf diese Weise konnte ich jede Menge Piraten, Enterhaken, Rumfässer usw. für nur 50 Euro zusammen bekommen.
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Anfangs waren keine Kajütentüren und auch keine Schließklappen vor den Kanonenöffnungen geplant. Als das Schiff aber kurz vor der Fertigstellung war, hat an diesen Stellen optisch einfach etwas gefehlt. Da der Rumpf und der Schiffsaufbau komplett verschraubt sind, war es kein Problem, die Teile nochmals zu zerlegen um an die Stellen zu kommen und die Scharnierschrauben einzudrehen. |
Am Ende wurde das Schiff auf Eiche dunkel gebeizt und erhielt so ein realistisches Aussehen. Jede Hälfte des Schiffes erhielt ein Steuerrad, das aufgesteckt wird. So kann eines entfernt werden, wenn das Schiff als eine Einheit zum Einsatz kommt. Wird es getrennt verwendet, braucht natürlich jede Hälfte ein eigenes Steuerrad.
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Das Steuerrad selbst war auch eine interessante Herausforderung. Da ich weder eine Drehbank, noch einen Teilapparat besitze, musste ich mir hier etwas einfallen lassen. Also habe ich ein längliches Holzstück, Durchmesser etwas größer als das spätere Steuerrad mit der Kreissäge als 8-Kant gesägt. Mit einem Förstnerbohrer habe ich dann ein Sackloch gebohrt, das den Innenduchmesser des Steuerrades hatte. Anschließend wurde das Loch für den hellen Kern gebohrt und ein Rundholz eingeleimt. Durch das 8-kantige Äußere konnten nun die Löcher für die Handstangen gebohrt werden. Anschließend habe ich den gesamten vorderen Teil der großen 8-Kant Holzstange etwas länger abgesägt, als das Sackloch tief war. Somit behielt der helle Kern erst einmal seine Position in der Mitte des Ringes. Nun wurden die Kanten rund geschliffen und danach die Handstangen eingeleimt. Zum Schluss wurde der hintere Teil abgesägt, sodass das Sackloch nun durchgängig wurde. Am Ende habe ich noch ein paar verschönernde Nacharbeiten durchgeführt, das Achsloch gebohrt und einen Eisennagel als Achse eingesetzt. Fertig war eines der vier Steuerräder.
Leider war ich mit dem Piratenschiff etwa ein- bis zwei Jahre zu spät dran. Im Alter ab 12 Jahren ist die Unterhaltungselektronik (Computer, Smartphone, Nintendo) interessanter als Holzspielzeug. Somit hoffe ich irgendwann mal auf Enkel, die dann vielleicht Freude mit dem Piratenschiff haben werden.